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Nene Folge No.
Beuische Litteraturdenkma des 18. und 19. Jahrhunderts
—— von August Sauer
CHRISTIAN THOMASIUS
VON NACHAHMUNG DER FRANZOS
NACH DEN AUSGABEN VON 1687 UND 1701
®
STUTTGART G. J. GÖSCHEN’SCHE VERLAGSHANDLUNG 1894
DPrud von Garı RemboLd in Heilbronn.
62796
—
Akademische Vortrüge 2,15 weist durauf hin, dass un- ‚gofähr um die gleiche Heit wie T'homasius auch Buddeus in Jena deutsche Oollegien zu halten begonnen habe.) Aber dieso Voraucho waren von einander unabhingig und blieben ohne Folgen. Die Bedeutung des kühnen Schrittes des Leipziger Dozenten wird dadurch nicht gc- mindert. Pnracelsus hatte seine Vorlesungen deutsch ‚gehalten, aber lateinisch angokündigt, Thomasius brach auch hier mit dem Herkommen, Er zur ersten Mal lud seine Zuhörer zu seinen Vorlesungen durch oins deut- sche Ankündigung ein, die er am 24. oder 31. Oktober (alten Stiloe) 1687 an das schwarze Brott der Leipaiger Univorsität anschlagen liess.
Thomasius hat die Wichtigkeit und Bedeutsamkeit seines Vorganges in späteren Jahren mehrmals her- vorgehoben, ebenso das Aufsehen, das er damit erregte: „Als ich für ohngefehr drayssig Jahren ein tentsch Programmo in Loipzig an das schwartze Brot schlug, in welchem ich andeutete, dass ich über des Grasions Homme do cour lesen wolte, was ware da nicht für ein entsetzliches lamentiren! Denkt doch! oin toutsch Programma an das Iateinische schwartze Bret der lohl. Universität, Ein solcher Greuel ist nicht erhöret worden, weil die Univer- sität gestanden. Ich muste damahls in Gefahr stehen, dass man nicht gar solenni processions das löb- liche schwartze Bret mit Weyhwasser bespreugle. Kurtz darauf, als ich don ersten Theil meiner Vernunfit-Lehre dem Professori Diuleeticos in die Ceusur gab, damit ich meinen Lästerern das Maul stopfien könte, die mir gefährliche Lehren schuld guben, wurde ich von ihm zu dom Profossore des Aristotelischen Orgelwercke ‚gewiesen. Dieser, da er die ersten Bogen etliche Wochen bey sich Behaltoa hatte, gab mir solbigo wieder zurlicke, unter keinem andern prwtext, als dass er mit ‚guten Gewissen koine Schriflt censiren könte, darinnen philosophische Lehren in teutscher Sprache tracliret
Pare
und unabhängiger Geist der ‚Jugend der Nation Selbst- ständigkeit und Wreiheit ans Herz zu legen. Aber fern von jedem Ohauvinismus, will er keine Alsper- rung von fremden Einflüssen, keine Abwendung von fremden Vorzügen, sondern empfiehlt deren Aufuahme und Nachahmung un geeignetem Ort, in gumässigter und besunnsner Weise, Ein fester teuer Patriot ist or nicht blind gegen die Fehler seiner Nation und erhebt sich »0 heiteren Geistes über alle Engherzigkeit und Kleinlichkeit. Er will seinem Volke die fremden Vorzüge einimpfenundes dadurch den vorgeschritteneren Nachbarn gleichwertig und ebenbürtig machen. „Eine ‚jele Nation — sagt er gewissermassen in Erglinzung zu unserem Programm an anderem Orte (Kleine Teutsche Schriflten. 3. Auge, 5,416) — hut ihren absonder- lichon Character, Führet derselbige eines theile etwas Gutes mit sich, so hat er gewisslich auch am undern Theil etwas vordriessliches darbey, dass also keine Nation Ursache hat die andere zu verachten, oder all- zuübermässig zu erheben, Und muss man dannenhero mehr Mitleyden als Zorn spüren lassen, wenn Baillet und Bouhours in Gageneinanderhaltung der Deutschen und Prautzösischen Nation diese wegen vines ungumeinou Vortheils am Verstande allzuschmeichlerisch erheben, ‚jene aber wegen der Bohwehre des Vorstandes gur zu partheyisch verachten, und nicht schimpflich genug davon reden können. Bo wenig aber gescheite Frantzosen diese Thorheit ihrer Aundes-Leute approbiren werden, s0 wonig muss ein vernünftiger Peutächer dieselbe mit einer Gogenschmähnng zuvergelten suchen, Ein weiser Mann schmühet seine Feinde nicht wieder, damit er sich ihnen nicht gleich mache: sondern er redet un- partheyisch von Freunden und Feinden, und übersichet jener ihre Fehler noch weniger, als er dieser ihre Tugenden zu rühmen vergist, Ps würde viel zu weit- läuftig werden, wenn wir die Arten des Fruntzösischen und Teutschen Geistes mach Würde der Suche aus-
a
dor deutschen Sprache in den akademischen Unterricht, und weiterhin in die gelohrte Journalistik, sowie seine Fürsorge für die nationale Brzichung der deutschen Jugend sind nur oin Glied in der Kette seiner viel- seiligen ausgebreiteten Thiitigkeit, welche in letzter Zeit oft und berodt gewürdigt worden ist, vl. ausser Sehraders Buch noch W. Giesebrecht, Der Biufluss der deutschen Hochschulen anf die nationale Entwicklung 1870; B, A, Wagner, Christian Thomasius, Borlin 1872; Minor, Vierteljahrschrift für Litoraturgeschichte 1, 1; F, Frensdorff, Halle und Göttingen, Göttingen 1804. Don Einfluss des Graciun auf Thomasins und die Ab- hängigkeit unserer Schrift von dessen Lehren verfolgt in erschöpfender Weise das sooben erschienene Buch vou Karl Borinski, Balthasar Gracian und die Hof- litteratur in Deutschland, Halle 1894.
Das Programm, das unser Neudrnck von 8, 1-87 nach dem Exemplar der Kgl, Bibliothek zu Dresden reproduciert, ist ein dünnes Quartheftohen von 39 Seiten und Kusserst flüchtig gedruckt: Orthographie und Inter- punction sind ganz unregelmässig, manche Namen ut. genun widergegeben, die Französischen Cituto nachlässig abgeschrieben. Der Eindruck der Roschbeit uud Flüch- tigkeit, den die Schrift macht, sollte in diesem Neudruck 40 wonig wie möglich verwischt werden, Es wurden daher nur die Abkürzungen aufgelöst, fehlende Ruch- stuben eingesetzt, unmögliche Wortbilder beseitigt; ferner folgende Aenderungen vorgenommen: Gyg reits lid; statt veimlicd) 101 figtrlicher statt figtelidie 1110 der- borgene statt verborgen 1Bjs wurde das Punetum einge wotzt 234 wirde statt vurde 275 artige statt artigen Han Könten statt Minen 349 vernlinfftig statt vernfnfftige 3824 honnetete statt honnite.
Die Nachschrilt 8. 38—50 ist mmch de Ausgabe dor Kleinen Toutschen Schrifiton S. unverindert reproduzirt, deren voller Titel lautet:
IX
Chriſtian Thomafens allerhand bißher publicirte Meine Teutfche Schrifften, Mit Zleik colligiret und zufammen ger tragen; Nebft etlichen Beylagen und einer Borrede. HALLE, Gedrudt und verlegt von Chriftoph Satfeld, Konigt. Breuf. im Hergogtfum Magdeburg Hoff» und Reg. vuchtr. 1701. Die folgenden Auflagen der Kleinen Teutschen Schrifften sind für unseren Zweck ohne Belang.
Indem diese Sammlung der Deutschen Litteratur- denkmale eine neue Folge eröffnet und einen neuen reichhaltigen Plan ihrer Fortsetzung vorlegt, ihren Titel vereinfacht und ihr Aeusseres umgestaltet, ist es die Pflicht des neuen Herausgebers, ihres Begründers und ersten Leiters zu gedenken, der ihr ein Decennium lang seine besten Kräfte gewidmet, die Grundlinien auch für ihre Weiterführung fest und sicher gezogen hat und seinen Rat und seine thatkräftige Hilfe ihr auch ferner wird angedeihen lassen. In seinem Sinne soll die Samm- lung auch weiterhin geleitet werden.
Prag, im Juli 1894.
August Sauer.
Chriſtian Thomas
eröffnet
Der
Stwdirenden Jugend zu Leipzig in einem Discours
Welcher Gejtalt man denen Frautzo— fen in gemeinem Leben und Wandel nadj- ahmen folle?
ein COLLEGIUM uͤber des GRATIANS Grund-Reguln /
Vernuͤnfftig / klug und artig zu leben.
zufinden bey Morig George Weidemannen.
Gracien Maxim. 67.
Ans les fonetions de l’esprit, le plausible a tou-
jours trionfe. Un discours poli & eoulant cha- touille les oreilles, & charme l’entendement: au contreire la secheresse d’une expression metaphysique choque ou lasse les auditeurs. Il y a des employ, dont le prineipal exereice consiste ä choisir, & ou 1a dependance est plus grande, que Ia direction: comme sont tous ceux, qui ont pour but d’enseigner & de plaire, Que l’Orateur preföre done les argu- mens les plus plausibles; que l’Historien entremöle Vutile & Vagrenble, & le Filosofe le specieux & le sententieux. Qyils #’ötudient tous A rencontrer le gout universel d’autrui, qvi est la vraie methode de choisir, Car il en est comme d’un festin, ou les vinndes ne w'aprötent pas du gout des euisiniers, mais ü celvy des conriez. — que les ‚choses soient fort au gout de l’Orateur, si elles ne sont pas à celvy des auditeurs, pour qui elles sont aprötöes? Nam con® fereula nostre, dit Martial,
lim convivis, quam placuisse cocis,
Ehriftion Thomaſius.
anſehuliche waere Männer achten; ich meine fie wirben uns entweder einen derben und nachdrädlichen Verweiß geben; ober aber uns nicht einmahl ihres Zorus wuͤrdig adjtende mit einen bittern Gelächter vom ſich ſtoſſen
Auff diefe Weife pflegt man Sffters don unjerer heutigen Lebens-Art und Wandel zu urtheilen; aber meines Bebndens, wenn man Feine andere Urſachen wieder diefelbige fürbringen fan, möchte man wohl mit diejen in Ruhe ſtehen, und die guten alten Teutjchen in ihren Gräbern ebenmaßig ruhen laſſen. Es iſt von An- fang der Welt in denen meiften Republigven fo herge- gangen, daß die Sitten und Manieren zuleben ſich Hin und wieder verändert Haben; eines einzelen Menfchen Wille ift veränderlich, wie folten denn jo viele Menſchen, aus welchen bas gemeine Wejen Leftehet ſtets während einerley Lebens-Art behalten? Aenderungen find wohl ins gemein gefährlich, aber deswegen nicht allemahl zuver- werfen, weil man aud daß gute jelten ohne Gefahr er« halten lan. Dannenhero ift ungereimbt, wenn man ein gedndertes Leben bloß wegen der Aenderung tadeln will ohne zufehen ob man das Gute mit böfen, oder dieſes mit jenem verwechſelt habe. Die alten Tentichen waren wegen eines umd andern billig fir ums zuloben; aber wer wolte leugnen, daB wir nicht auch in vielen Studen einen merdlichen Vortheil für ihnen auffzuweiſen hätten? Solte mun ein Teutſcher von der Gattung wie fie ums Taeitus befchreibet, oder Dieterich von Berne der edle Held elende (wie ihn das fo genante Helden-Buch au Öfftern betittelt) uns unſere Gebrauche durchhecheln woilen; jo halte ich gantzlich dafür, dap ihnen di erden folte, ala dem [6] alten Hildebrand geweſen, da F ber Rieie bey ſeinem Bart er!
Achſeln ſchleuderte. Meine — wen Bücher, ſo fuͤr ein baar hundert X
den, geleſen, und babey bie Herrfichen merdet haben; jo stellen fie fich mr der auff diejelbe altvateriſche Art gelleide
Bon Nadahmung der Franzoſen 5
damahlen ü deutſchen dialeetum (4. e. Es was ein Jungmanm, Be wasein groß hoffierer ber * [dt x redete, und ſich mit denen zu ſeiner 118 me und Neverengen nichts
3 an zu ſeyn dunden Kieffe, uns iho reformiren —— = — Gratius und M. Irus
i jener Zeit eine Vieitation
anf unfenn hoben Schulen anſtellen wolteu; wer wide wohl jo dann fr der gantzen erbarı Welt anstachens 10 würdig ſeyn? So halte ich auch gantzlich daflir, daß die — ee —— Fire ſich ſelbſt an uns ohne jonberbahre Urjache geicholten werden Line. Eine Nadı- ahmung iſt lobens wuͤrdig, wenn die Sache ſelbſt
An iheltwwiindiges an ſich bat, in Mäitteldingen ver- Diener elbige weder Lob noch Tadel. Bey diefer Ber — — gleich wie es mit denen Franboͤſiſchen ind ſtranckheiten feine geweifete Wege hat, und
Bari ſolche — wird; auch beyde nicht
uns, ſondern jene für die derrn Theologos gehören,
20 dieſe aber. denen Herren Medicis zu curiren gelajien werden mäffen; alſo find die Frantzoͤſiſchen Steider, Speifen,
), Sprachen und Sitten ſolche Dinge, welche wenn Ba: Üppigteit Überfiuß, närciicher Affeo-
‚ondern Laſteru entfernt ſeyn, mit nichten als
2* — Guligen Geſehen zu wieder ansgeruffen werden
des. Schottelii [6] teutide Spıochen Schul, 0 Danpmeifter aufj die Kirmefien, won u
bern an einen Dorffftrer, oder von
Soeiſen Wohl zuzurichten willen
dergleichen Lederbißlein aus denen alten
ss richten Können, venweijen wolte. Gin u er Mann To in der Welt leben muß, muß nicht allein das jenige, jo nicht zu Ändern ft, ohne morren mit Gedutt ertragen,
6 Chriftian Thomafins.
fondern auch vielmahlen was gutes zuftifften und andere zugewinnen allen alterley werben, ober boch meiftens auch das jenige, was Teichtlich mißbraucht werden Far, fich wiſſen zu mige zu machen und zum beften zufehren. Derowegen jey es jo, man ahme denen Franboſen nad), denn fie find doch Heut zu tage bie gefchieteften Leute, und wiſſen allen Sachen ein recht Veben zugeben. Sie verfertigen die Sleiber wohl und beqvem, und er» ſinnen folche artige Moden, die nicht nur das Auge be- kuftigen, fonbern mit ber Jahreszeit wohl Ibereinfommen. Sie willen die Speifen jo gut zu propariren daß jo wohl der Gefchmad als der Magen vergiüget wird. Ihr Haußrath sit veinlich amd propre, ihre Sprache anmuthig und Liebreigend, und ihre obmerzwungene ehrerbietige Freyheit tft geſchidter ſich in die Gemuͤther der Menſchen einzuſchleichen als eine affectirte bauerſlolbe gravitdt. Nichts dejto weniger It and nicht zu leugnen, daß wenn man iemand, der hochgeachtet wird, nachahmen will, man fih in Meinigteiten, welche nichts zur Sache thun, nicht vertiefen muß, fonbern das Hauptwerck ergeiinden, durch welches ſich derjenige, jo machgeahmet wird, feine Hoch⸗ achtung erworben. Männiglich acht Bassianum aus, daß er mit aller Gewalt Alexander den groffen nach- ‚Affen wollen, jo gar daß er ben Kopff auff eine Seite zutragen ſich angewehnet, und des ehrlichen Aristotelis Bücher mit grofen Leydweſen derer Herren Peripateti- eorum verbrennen faffen, weil [7] man ihn berichtet, ob wäre Aristoteles mit urſach geweſen, daß dem Alexander mit Gifft vergeben worden; da er doch im fibrigen nicht die geringite qyalität, Frafft welcher Alexander fich den Namen des Großen verdienet, an fich gehabt: Je nicht, Meine Herrn, ob es ums nicht auch jo gehe wie fommts doch, dafı wan vom uns Teutichen in Frandkreich reifet, ohnerachtet er propre ge , und ſehr geichiett von einen SFranplfhen Braten ober 8 fricassce raisoniren fat, auch perfect parliret und feinen Revereng fo gut als ein elbtefftiger Franpoß zur
Von Nachahmung der Franzoſen 7
en weiß, er — — a ein einfältiges
A jegen die Frantzoſen, fo zu
ums ee durchgehends Liebe und Verwunde ⸗
rung au kai siehen? Es fan nicht fehlen, wir milffen mit
5 imferer Nachahmung das rechte aen nicht getroffen
', tun iſt dannenhero Hoch möthig, wenn wir ihnen
die ſte kommen wollen, wodurch fie alle Welt
ihnen Ehrerbletung zu bezeigen anlocken, daß wir der
Sachen ein wenig reiffer nachdenclen, ob wir den wahren “w — erreichen Können.
folten wir aber denfelben beſſer erlangen, als
wenn vir das jenige etwas genaiter Nberlegen, welches
die Franboſen unter fi in hobem Werth halten, und
berohalben bie jenigen fo damit begabt finb andern fir
1» ziehen. Sie machen viel wefens d’un honnöte homme,
d’an homme scavant, d'un bel esprit, d'un homme
de bon gonst, & d’un homme galant, welches alles
ſolche —— ſind, ſo wohl verdienen, daß man
fie mit obenbin anſehe, noch vermeine, dab man es
= trefflich erfunden Habe, werm man nach unferer Nebensr
Urt fagen wolte, fie exfoderten zu einem geſchicten
Menfchen, daß ex ein ehrlicher, gelehrter, wer«
ftändiger, Uuger und artiger Kobff ſey, in
anfehen tie Franhoſen jelbft dieſe Titel nicht allemahl
25 auf gleiche Urt gebrauchen, Zwar jo viel un honnöte
[8] homme betrifft; Hatte ich wohl dafür, daß fie ger
einen ehrlichen und gerechten Mann dadurch
— — niemand mit Vorſatz beleidiget ober ver-
gegebenes Wort en beobachtet, denen
” Nee — Hllffe von nöthen haben, willig und
unge, auch vom feinen Guth i
machet, noch dieſelbe wieder vorruͤcket
wird ohne Zweiffel des Parots Tractätgen welches er
dun bonn&te homme geſchrieben dieſes alles weiter
S erläutern; wie wohl jener Franboſe meinte diejes ware
et honnete homme der zugleich eine efie, einen
en Procef, und eine qverelle hätte, und fich
8 Ehriftian Thomaftus.
bey alfen dreyen wohl betruͤge So bemerden fie auch mit dem Titel Scayant einen Gelehrten, aber einen ſolchen, der mit ſchoͤnen und den menſchlichen Geſchlecht aiplichen Wiſſenſchafften gezieret iſt, dem denjenigen, ber im Gegentheil den Kopff voll ımmöthige Grillen und Bophistereien Bat, welche zu nichts mit ſeyn, als die jo dieſelben Lernen, bet der Augen Welt zu prostituiren, nennen fie Scayantas, weldes fait dem klange nach mit unferm Wort phantast bereinfommt. So viel un bel esprit betrifft, muß mar nicht meinen, daß mit dieſem Titel die jenigen beleget werden follen, welche in Bejell- ſchafft einen Iuftigen Schwanck artig zu erzehlen ober aus dem jteigreiff ein Verfigen oder Liedgen zu machen wiſſen, obſchon ins gemein ſolche Leute für beaux esprits ausgeruffen werben, jo gar, daß es bey denen Frangoſen faſt dahin gefommen, daß verftändige Leute ſich es fuͤr eine Schande gehalten mit dieſen Namen geruͤhmet zu werben. Le Pere Bouhours ein betanter Jesuite hat die Eigenſchafften, welche zu der wahrhafftigen Schönheit des Werjtands cigendlich exjordext werden, weitkäufftin bejchrieben. Er machet dreyerfey Arten derer Leute, die mit fo einem fchönen Geifte begnbet find, derer etliche fuͤrnemlich vom studiren unb ber Gelehriamfeit profes- 19]sion machen, etliche fich in täglicher conversation hauptjächlich betiebt zu machen miflen, etliche aber zu wichtigen Berrichtungen für andern gebrauchet werden tunen. Zu der erjten Art erfordert er, daß ein Ge Tehrter, jo ſich diejes Titels wuͤrdig machen will, eine BVerftand Haben miffe, qui soit solide, brillant, pene- trant, delicat, fertile, juste, universel, elair & mo- deste; ba er gejchieht ſey alle Sachen wol
ſcheiden, und jelbige wie fie am fich ſelbſt
* trachten, wicht aber wie ber gemeine Voͤbel fich bu: euferliche Anſehen betriegen zu laſſen, oder durch subtiles nadfinnen fi eitele und ve
dungen Davon zu machen, daß ev nicht Verde
mrriſch, Sondern luftig und lebhafft fey; d
Son Nachahmung der Franzoſen.
Tage find, durch ungeitiges disputiren — Ha 7 er a, nicht — unangene! mit fer manier und An— ſrzubringen wiſſe dal; ex einen guten Wor- all babe von fürjallenden Sachen häuffig und doc nicht verſchwenderiſch zu raisonniren, und nicht feine locos 2 — auff einmahf ausſchutte, ſondern deuen jenigen un a: reich und propre gefleidet find, aber che Unkoſten auf ihre Kleidung wenden; A er —— ‚eigene Geſchicligteit zu Marckte bringe, und Fi mit anderer Gelehrten Gute nicht bereichere, ober E17 — mit nichts als Sprüdjelgen, die er aus denen alten und neuen Soribenten zuianmen geſucht, ousichmide; daß er im allen guten Wifienichafften ber wandert je; daß ex feine Gedanden andern klar und+ deutlich on Tag geben tönne, und wicht fo zweydeutig =o ober bundel rede, wie che deifen die Oraoula, oder als wolte lauter Nägel auffzurathen geben; endlich daß er beicheiben jey und weder zu viel [10] won ſich noch ſich affeotirter Welie verberge. Nechſt dielem er bie andere Art des beaux esprits, jo War or die aber doc durch eine lange Exfi hei seiten ich die Geſchiclligkeit zu haben, daß fie wohl, leichte, und axtig i EHE ontmuen, var net ten, eg so werfen, Luftige Hitörgen erzehlen, mit Verſtand ich in Feöfichen Geſeilſchafften anmuthig ipotten, in ernft
10 CHriftian Thomafius.
jelben penetriren, auch das jenige zuvor fehen, was daraus entitehen koͤnne; die alsbald die Mittel und Wege erfennen, wodurch mar auch das fehwerjte Vorhaben zu Werk richte, und alle Verhinderungen aus dem Wege rAume; die ſich auch nicht allzuviel Verhinderungen oder Aufälle vorftellen, welche zu wicht anders ng find, als die Menſchen ohne Not) zage und zweiflelhafftig zu madjen. Le bon gout, gleichwie es eigentlich einen guten und subtilen Gejchntad bedeutet, und dannenhero von ſolchen Leuten gebraucht wird, die nicht alleine das was ‚gut ſchmedt von andern gemeinen Speifen wol zit unter icheiden wiſſen, ſondern auch geſchwinde durch ihren ſcharff ⸗ firigen Geſchmack urtheilen Können, woran es einen eſſen mangele; Alſo haben die Pranbojen nicht umeben dies Wort hernach figͤrlicher Weiſe von allen denen zu- brauchen angefangen, bie wohl und vernuͤnfftig das Gute bon den Böien oder das artige von dem unartigen unter · ſcheiden, daß alfo den Nahmen d’un homme de bon goust der jenige verdienet, ber fo viel bie Sinnen be trifft, zum Exempel eine artige und geſchickte Lieberey auszufuchen weiß, [11] oder der fich Lieber an einer anmuthigen Laute oder wohlgeftwichenen Wioline ala an den beiten Brumeifen oder der zierlichften Sadpfeiffe delectiret; jo viel ben Berjtand anlanget, der mehr vom Hoffmanns oder Cafpars Poüsie Hält, als von Hanns Sachſens Neimen oder andern Meifter- Geſ igen, der Ciceronem, Cujacium, Grotium, Carı höher achtet, als die Scholasticos, Glossator Aristotelia Ethic, und Petri Lombardi libros sententiarum; fo viel den Willen angehet, der eine vergnuüͤgliche und dem gemeinen weſen mipfiche Lebens-Art einer verdrießlichen Er pedantifchen borziehet ; ja fo viel endlich die Affeoten md Gemhtheneigungen berühret,- der zum Erempel ein ‚galantes und Liebreigendes Frauenzimmer für eine alberne amd närrijche coquette fidh zn Hebften mehlet. 4 ad propos was ift galant ımd ein galanter Menſchꝰ dieſes dürfte uns in Warheit mehr zuthun machen als
Bon Nachahmung der Franzoſen. 1
aumablen da dieſes Wort bey und Teutichen gemifibrauchet worden, daß es von von Pantoffeln, von Tiſch und Bänden, tb Dinten, und ich weiß endlich nicht, ob von Aepffel und Bir zum öfftern gelagt wird. ſcheſnet auch, als wenn bie Frangofen felbft nicht wären, worinnen eigentlich die wahrbafitige galan- ie befiehe. Mademoiselle Seudery bejchreibet befetbige abjonderlichen sonversation de Vair galanr, «8 eine berborgene natlirliche Eigenſchafft wäre, welche man gleichſam wieder Willen gezwungen einem Menſchen günſtig und gewogen zu fer, an danı die Galanterie, und das Im y oo von obgemelter Pere Bouhours ipräch verfertiget, einerley wären. Ich te meines bebiindens davor, bafı Mons. Vaugelas ons, Costar bie Eigenſchafft der Galanterie ein ig —— und beutlicher beſchrieben haben, ba etwos gemiichtes ſey, jo aus dei je ne scay qvoy, aus ber guten Art etwas zutbun, aus ber manier we Heben, fo am Hoffe gebräuchlich iſt, aus Verſtond, Ge— Tehrjamteit, einen guten judieio, Hoͤfflichteit, und —— feit zuſemmen geſetzet werde, und deme aller zwang, und unanſtandige Plumpheit zuwieder jey. en ich 4 dafs ich nicht irren werde, wenn ich ſage, benen Franthoſen bie Gulanterie uud In Poli» — ‚eines fer und dannenhero zu beſſern Verſtand der Galanterie alles das jenige wohl verdiene gelejen zu werden, was — — Maden
ssgsg®$
5 S ‚8
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HBH Hirt
wenih es etwas
wohl und Bee zu Teben, auch gefchiett md }
Zeit zu reben wife, daß man feine Lebens- dem guten Gebraud) der vernünftigen Welt r ichte, man miemands einige grob- und Unböffligkeit erweite, ‚man denen Leuten niemals Das jenige umter Mugen
12 EHriftian Thomafins.
age, was man fich ſelbſt nicht wolte gejagt haben, daß man in Geſellſchafft das groſſe Maul nicht allein habe, und andere fein Wort auf bringen laſſe, daß man bey den Frauenzimmer nicht gar ohne Rede fige als wenn man bie Sprache verlohren Hätte, oder das Frauenzimmer wicht eines Worts wuͤrdig achte; bingenen much wicht allzu fühne jen, und ſich mit jelbigen, wie gar vielfältig geichichet, zugemein mache; dieſes alles ſage ich, find jolhe Eigenfchafften, bie zu einen galanten Menfchen er- fordert werden.
&s iſt aber. nicht genug, Meine Herren, daß wir mit dem Verſtand derer Wörter, die bey denen Franboſen einen Menichen in hochachtung bringen, richtig find, Wir müͤſſen auch ein wenig betrachten; ob denn die Frangofen hierinnen einen Vorzug für ns haben, daf wir dieſelben in dieſen Stucken nach[18]juahmen beduͤrfftig ſind. D'un honnete homins von einen ehrlichen Mann machen fie zwar viel weiens, jo gar daß ein befanter Hoffmann feinen König auff feine bejfere Axt zuliebfofen gewuſt, als daß er au ihm gejagt, wie er ihm nicht. jo wohl wegen feiner tapffern Thaten, als daß er ein rechter honnöte homme wäre, liebte und ehrete; Alleine ob auch bey allen oder deuen meijten die wahrhafftige horinetöte jo wohl in der That als in dem Munde anzutreffen ſey, it eine kuͤhliche Frage, welche doch auch zu unferen Zwec eben nicht mörhig. ift, weitläufftig erörtert zu werden, Denn ohne einer von beyden mationen zuſchmeicheln oder diejelbe anzuftechen, werden wir gar ficher Tagen Bunen; das wenn unter denen Franbojen nicht wenig gefunden werden, welche diefe Tugend hindanſehen, bey uns Teutſchen an ſolchen Leuten auch Fein Mangel jey, amd wenn im Gegentheil die AFrangofen viel Er des honndtes gens auffzuweiſen haben, wir eben daran wicht arm find, moch von möthen bey denen Fraugojen nad) Berfonen, denen man bierinnen nachahmen wolte, uns umzuſehen. 7
Was aber die Gelchriamfeit betrifft,
Son Nadahmung der Franzojen. 13
Fein Zweifel, daß es heut zu tage unter denen Frantzoſen mit denen ten auff das höchfte fommen, in Anfehen bie Magnificentz bes Königs und die Hoch⸗
in berer Groſſen bey Hofje angefrlichet Ins geſamot bemuͤhet find, amurbige und migliche Wifenichafften
'b die ohmmöthigen Grillen derer Schul
und aus dem Lande zu jagen. Petrus
nice zu achten Find, To iſt doch micht zu Läugnen, Tpes das Haupttih der Weltweißheit, welches omwei-[i4]fet, wie er jeine Vernunfft joll, von den Unflat und Narrenpoſſen in Frandveid) gefaubert, md jo viel (, fc) euſerſt bemühet, daß die Philo- ein taugliches Werdzeug berer höhern Wilfen- bramcht werden fönne; wiewohl mit feiner abe ja mit Verluft feines Lebens. Ihme find andere Mnge Möpffe nachgefolget, und muß ich eingigen zuerwehnen geitehen, daß des Port ‚de penser ob fie gleich durch und Durch lmnifch ft, dennoch ſehr viel gute Sachen in amd twohl verdiene, daß fie von einen, der 1 Kopf] ein wenig auffräumen will, mit bi werde. Und was milfte ich ffir Zeit und 1, wer ich alle die Gelehrten Frant
3 52
sophie =. qröften hierinne mr
u
Diefes lan ich unangemercit nicht ans einen uͤberaus Aigen abfehen nicht allei enthells in Frandoͤſiſchet ed
id
14 Ehriftian Thomaſius.
unvermerckt mit groſſen Vortheil jortgepflanget, wenn ein ieder das jenige, was zu einer klugen Wiſſenſchaft cr fordert wird in feiner Landes Sprache leſen kan, und es ſich nicht erit umb frembde Sprachen zuerleruen ſauer werben laffen muß. Abſonderlich ift an ihren versionen zu Toben, daß — ſich Leute gebrauchen laſſen, welche von manniglich fuͤr gelehrt und Flug passiret werben muͤſſen; auch, beyder Sprachen jo wohl der Franhoͤſiſchen ‚als der Griechiſchen oder Lateiniſchen recht mächtig ge- wefen; und endlich nicht obenbin, wie die Schiiler die 10 argumenta zu machen pflegen, die Autores uͤber- 15 jeßet, ſondern mit guten bedacht und ſcharffen nachfinnen, fo gar das mander ber feine version Öffters und fleißig überjehen auch wohl in die ziwangig Jahr Damit zuge ‚bracht, ſich nicht verdrieſſen laſſen, alles zuzerreiſſen und von bornen anzufangen, wenn ihm eine beſſere methode
E}
durch verbollmetichung des Thucydidis, Frontini, Minueii Felieis, Arriani, Csaris, Luciani und Taeiti ihre Nomen unfterblich gemacht, und muß ich befennen, daß bie Version des Tueiti mir bey fefung diejes Autoris 25 für einen der beften Commentatorum, jo viel den Ver— ftanb Davon anlanget, gebienet Habe, in ber uͤberſetzung des Lueiani aber ein ſolches Kunſtſtuͤct verborgen jtede, welches einen abſonderlichen weitläufftigen Discurs ver dienet, Wannenhero Amelot de la Houssaie weißlich a0 getban Hätte, wenn er in jeinen Discurs über die Commentatores und Versiones Taeiti und in dem Traetötgen von ber Schmeicheley fein einfältig Judi- olum von bes d’Ablancourt uͤberſehung bey fich behalten hätte, denn fo hätte der ungenante Defensor des D'Ab- #5 laneourt ihn auch zweiffels ohne für einen gelehrten Brangofen und geichicten Dollmeticher passiren laſſen,
Bon Nachahmung der Frauzofen. 15
er hingegen: bey dleſer — den ne Amelot unbannherhig jtvicgelt, auch die geringiten — jonften eig zu berfehen geweſen
mie ms nun auch unter uns annbfehen, en Gelehrten für eine Bewandnuß habe. noch im Deutichland gelehete Leute, aber häufig als in Frandrelch, weil ſich ſehr viel von - umferigen uff die Ab-[16]stractiones Metaphy- I Schullehrer befleitiigen, (durch welche man dem gemeinen bejten was muget, noch feiner Seelen
it befördert, und bei welttlugen Zeuten mehr ver- (6 beliebt ſich machet,) ober bie nöthigen Wiffen- nur obenhin amd ohne gruͤndlichen Verſtand twie 15 bie Nonnen ben Pſalter fernen, und iſt nichts neues, bafı wenn zum Exempel ein qut Ingenium an jtatt ber Zrebern jeinen Verſtand mit vernänfftigen Speifen, nebren, und den Durandum do 8. Porciano &e. wicht für einen
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laſſen, ober bem was ihm in ber
E} — en worden, nicht nach pfeifſen will, felbiges in ja jo ſcharffe Ingvisitiones jält, als Petrus Ramus zu jeiner Jeit, der jich fir Roniglichen Com- nacorhklich defendiren, mufte, daß er gefehtt, definiren, und dod aut Weihe
J
verkehert und aus beiligent Nidod un. mit denen ihimpfflichften — ber
B
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— mischi ; a qui ne: von der Sorbone zu Pı eine Srammatied liſche Ketzerey begangen hätte, en becaubet wurde. So ift auch offenbahr, entſchland unſere Sprache halten als die Franhoſen bie ihrige wir uns befleiffigen folten die guten Wiſſen⸗ deutſcher Sprache geichidt zuſchreiben, ſo fallen
gersr
—
16 Ehriftion Thomaſius.
ir entweber auff die eine Seite aus, und bemühen uns die Sateiniihen oder Sriechiichen Terminos technicos mit dundelm und lacherlichen Worten zu verdungen, oder aber wir fommen in die andere Ede, und bilden uns ein, unfere Sproche ſey nur zu denen Handlungen in gemeinen Leben nuͤhlich, oder ſchicke fi, wenn es auffs hoͤchſte könnt, [ER] zu nichts mehr, als Hiſtoͤrgen und nette Zeitungen darinnen zu fehreiben, nicht aber die Philo- sophijcen oder derer hoͤhern Faenltäten Lehren und Grund-Regeln in jelbiger fuͤrzuſtellen. Denn wieviel find unter uns, die da meinen, es jey die Wiſſenſchafft der Lateiniſchen Sprache ein weſentliches Stiidte eines gelehrten Mannes, und wer ſelbige nicht gelernet habe, ber könne ohnmoͤglich gelehret ſeyn; ja ich wolte wetten, daf unter denen, jo biejen meinen Discurs fefen werben, fait die helffte dleſes ihre erſte censur werden ſeyn laſſen, daß ich ungereimt gehandelt, weil ich ſolchen nicht in Lateini- ſcher Zunge verfertiget; fo gar wird unter ums felbit der verdchtlich gehalten ber mir im geringften in diefen Stuͤck zu beförderung guter Künſte chvas im unſerer Sprache verfuchen wolte. Dannenhero auch fein Wunder iſt, wenn es bey uns in Teutſchland am guten uͤber⸗ fegungen mangelt. Swar jo viel die Frantzöſiſchen Schriften betrifft, dörffen wir eben die Exempel ge— ſchicter Versionen jo gav weit nicht holen, jo von ber zühmten Männern nur bey ihren mühigen Nebenftunden verfertiget worden, Dem wer achtet die Dollmetichung Mosis Amyraldi von Unterſcheid der Neligionen, und Jean d’Espngne von allgemeinen Irrthuͤmern, nicht fir ein Meifterftäet? bes Molinwei Seelen-Friede und anderer mehr anigo zugejchweigen. Aber was Lateinische und Griehiihe Seribenten beteifft, werden wir aud wohl einen einigen finden toͤnnen, den wir ohne Pralerey dent Vaugelas oder d’Ablancourt toͤnnen entgegen jegen. Sind gfeich unter uns einige, die hierzu nicht ungefchidt wären, fo wire es doch denenſelben hödift vor übel zu ‚halten, wenn fie mit jo geoffen Fleiß, als jene gethan
12
Von Nachahmung der Franzofen. 17
eine recht nette Version ausarbeiteten, da man cd ihnen
band wiſſen, ober mit Mähe und Noth die
umgetadelt laffen wuͤrde. Die meiften Über-
ungen berer Autorum Olassicorum ſind von Schul-
5 fenten ‚ber-{iöffertiget worden, die entweder aus iher-
Mangel guter Belohnung unb daß fie Öffters
mehr famis — als füme aeqvirende gratia die
Feber ergreiffen anffen, ober aber aus Mangel eines
reinen md Hochteutſchen Styli, als welchen man nicht
Schulen, ſoudern im Gefellſchaſſt anderer Leute und
anderer Bücher beqreiffet, ums feine anmuthige
Version geben u oder 5— —— — vielfältig Exenwel koͤnten angeführet werden, wie
ahlen arme Stümper, die iaum zivey oder drey Worte
15 von der Sprache, aus welder bie Überfegung geſchehen
Toll, verftchen, und bey ieder Phrusi das Lexieon
brauchen ‚ Nich des dollmetſchens — F
ee und el wieder anffge⸗
meiſtens fegt werben ſolle, wolte ber Verleger denen jenigen zu w mus, jo fein Franhöſiſch verſtehen die Franßoͤſi Wort und parageaphos alsbald darbey teutih n
bee: That eine — Vrobe ablegte, 6 E} wenigften. be der geradebrechten Version
‚Hätte auff eine zeitlang abteocne: — gelefen hätte. Ich will nur Erxempels weit 3 die vornehmften hier anführen. (1.) Er \ = dadurch den Ruhm d’un homme sage erwerber er ſonſt par un emportement brutal ober durch * — — oi.
18 Chriſtian Ehomafius,
ansführung feiner Sache ſich [19] überall in ͤbeln credit jegen wilrbe. (2.) Wie vor biefem ein Polnijcher Seigneur - zu Bari feinen dollen Yunahmen bey einer Dame lieh anmelben, gab biejelbe ihrem Diener zur Antwort. Het qrion mene cet animal A loourie, & qvion luy donne du foin. Adınirez cela. Ey lajjet dieſes Thier auf die Reitſchule führen, und ihm ein Bund Heu vorlegen. Kommet end) diefes frembd vor? (3.) Ahr Herren, wir fallen zu weit tn unfern Discursen & il faut rompre les chiens, das ift: wir mAfjen bie Hunde fteeichen Yaffen. 4) Luxuriosi & Prodigi machen ofjtermahls eine depence sourde pour des amourettes, das iſt eine helmtiche Anklage fir ihre Courtesien. (5.) Il ne taut jamais donner le flanc ou temoigner des bassesses ü son ennemy, Man muß niemahls weimen oder gegen feinem Feinbe eingige Zaphafftigfeit ſpüren lafſen (6.) Un grand esprit tout seul ost un grand instrument & faire des fautes. Gin hoher Geiſt iſt einbig und allein ein groſſes Werdzeugn krumme Händel damit zumachen. (7.) Qvel Hazard faut il courir en prenant une femme? da er vermeinet, fie je intacta und wie die feufchefte Seele zu ihm ins Ehrenbette geitiegen, & un Cousin ou Compere a eu les gans de Madame, de i. da hat ein guter Velter ober |20] Gevatter Ihre Haudſchuh in verwahrung gehabt. Sitzet nun ein- ſolcher ſchon in der höͤchſten Dignitt, ſo wird doch eines Weibes unehr des Mannes md der Kinder Ehre feinen geringen Flecken abwiichen, und mag die Comedie des Moliere oder das Franpöfifche Sprichwort: II a cola du commun avec des grands Seigneurs d. i. Er halt dieſe mit andern geoffen Herren auff der gemeinen Strene andere aber mich wicht tröften. (8.) La mort subite est des toutes la plus comniode au sage & a un homme de bien. Ein geihwinder Todt ift einen Mugen und begüterten Menſchen der nllerbeqdemite. 9.) Avec un bon mot Monsieur, l'on me feroit aller aux Indes, Mit einem einpigen guten Wort, mein
Bam Nechahmung ber Frrangofen. 19
bracht ih es dahin, daß man mich im Indien 0.) Einer der eine gantz ungejtalte und meil er un pauyre Cadot, und fie jel Hatte, Heyrathet, und fie hernach fiben anders mo und im Haufe mit Cattom mit einem Catoniſchen ernſtlichen x.
bierbey zuthun, meine Herren? bemühen bie teutfche Spradje durchgehends ae zubringen, um baburch ber Ausbreitung ben Weg zu bahnen? Diefes duͤrffte lich angeben, und win-[21]den-wir wenig ausrichten, il bißher ihon eine geraume Zeit fo viel Eluge Köpfe, jo viel edele Mitglieder der Fruchtbringenden Gejell- 2— bergebens daran gearbeitet haben. Was fir Hinde- rungen im Wege stehen, waͤre — zu weitlkufftig zu erzehlen. Ich wil mm dieſes berühren: In Fraug veich redet niemand teutſch, auſſer etwan die Teutſchen unterelnander, ſo ſich darinne auffhalten: Alleine bey = uns Teutſchen iſt die Franhöſiſche Sprache jo gemein worden, da an vielen Orten bereits Schufter und Schnei« der, Stinder und Gejinde diejelbige gut genung veden; Solche eingeriffene Gewonheit auszutilgen ftehet bey feiner privat-Perfon, kommet aud) derſelben im geringiten = nicht zu. Wir folten ums Leber derſelben als eines Mittels bedienen, bie ————— dadurch jortzupflangen. Der ‚Sefuite Bonhours vühmet die Frantöͤſiſche Sprache meit- Kdujtiq, doß fie fhhig ey, eben dasjenige zu verrichten, was man Durch die Lateiniſche und Griechiſche au Ye
» lan. bieweilen, tie bereits erwehnet.
Sprache ediret werden. Wir haben ja a
tentjche Bichet, obgleich nicht jo Häufig. Warum folte
es nicht angehen, daß man durch Hilffe dev Teutſchen * und Bra e Spradje, welche Legtere fait bey ıms
nnturalisiret worden, Leute, die fonften einen guten
natürlichen Berftand Haben, in kurber Zeit viel weiter
20 Chriſtlan Thomafius.
in der Gelehrfamteit brächte, als daß man fie erſt jo viel Jahre mit dem Lateinischen pladet. Sprachen find wohl Sierrathen eines Gelehrten, aber an fich felbit machen fie niemand gelehrt.
Man laſſe diejenigen, jo Luſt darzu haben, und die von studiven bie Zeit ihres Lebens profession machen wollen, Satein und Griechiſch genung Lernen, denen andern aber, jo man im gemeinen Leben brauchen wil, oder die nichts als Frangöfiih und Teutſch gelernet haben, und denen das studiren wegen des Lateinischen ſauer und verdrießlih wird, helffe man ohne Verdrieplich-[22] feit, mit dem was fie gelernet haben, fort. Ich halte adngtich davor, warn man dieſes nur mit wenigen ver⸗